Myriam Käser ist Mitglied der Geschäftsleitung bei Skyguide und mit Leidenschaft am Werk. Sie hat früh ihre Freude an Führungsaufgaben entdeckt und auf dem Weg zu ihrem heutigen Traumberuf einige Hindernisse überwunden.

Wie bringst du dein privates und berufliches Leben in Einklang?

Ich habe Privat- und Berufsleben nie als Gegensätze empfunden. Ich liebe meine Arbeit. Und ich gehe noch weiter und sage: Ich liebe es grundsätzlich, zu arbeiten und etwas beizutragen. Als Gymnasiastin arbeitete ich am Zürcher Hauptbahnhof an der Migros-Kasse, während meine Kolleginnen und Kollegen in die Sommerferien fuhren. Kassiererin ist ein harter Job, aber ich war stolz, die Migros-Uniform anzuziehen und diese Arbeitserfahrung zu sammeln.

Kannst du Erfahrungen aus deinem Job in deinem privaten Umfeld nutzen?

Bei meiner Arbeit habe ich gelernt, schwierige Gespräche zu führen und Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen. Lange war ich es gewohnt, everybody’s darling zu sein: Alle mochten mich und ich mochte alle. Im ersten Jahr nach dem Studium durfte ich ein Team übernehmen. Alle in diesem Team waren zehn bis zwanzig Jahre älter als ich, die meisten Amerikanerinnen mit einer ganz anderen Streitkultur. Einige hatten sich selbst für diesen Job beworben und gönnten mir die Beförderung nicht. Sie haben einiges versucht, um mir das Leben schwer zu machen. Ich hätte aufgeben können. Das kam aber nicht in Frage, denn ich habe gespürt: Das ist mein Weg; das will ich machen. Da habe ich angefangen, mich intensiv mit dem Thema Führung und mit mir selbst und meinen Zielen auseinanderzusetzen. So konnte ich den Grundstein für die nächsten Schritte legen.

“Beweisen muss sich dann jede und jeder ohnehin selbst.”

 

Was müssten Unternehmen verändern, um die Work-Life-Balance zu verbessern?

Das Zauberwort heisst meiner Meinung nach Flexibilität. Mit gutem Willen von Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite ist sehr viel möglich. Es ist auch aus der Forschung bekannt, dass gerade Eltern in höheren Pensen arbeiten würden, wenn die Arbeitgeber flexibler wären. Die Technologie bietet uns heute viele neue Möglichkeiten. Vielleicht kann jemand nicht jeden Dienstagmorgen um halb acht an einer Sitzung teilnehmen, sich aber problemlos nach dem Abendessen nochmals an den Laptop setzen. Gerade Eltern, die Teilzeit arbeiten, sind häufig ein Riesengewinn für Unternehmen. Sie sind es gewohnt, Dinge effizient zu erledigen, schätzen die Arbeit ausser Haus und verlieren keine Zeit mit Unnützem.

Junge Talente wollen ihre Arbeit gut und gerne tun. Welche Voraussetzungen brauchen sie dafür?

Chancen. Gerade Frauen müssen wir nicht die dritte Weiterbildung und das vierte Coaching anbieten, wie dies gerne unter dem Titel der Frauenförderung getan wird. Geben wir doch talentierten Frauen einfach einen anspruchsvollen Job, eine Chance! Beweisen muss sich dann jede und jeder ohnehin selbst.

Welcher ist dein bester Karrieretipp?

Sich aufs Geben und nicht aufs Nehmen konzentrieren.